Für gute Musik reicht manchmal eine Akustikgitarre, eine eindrucksvolle Stimme und Texte, die zum Nachdenken anregen, handeln und bewegen motivieren. Immer häufiger performen auch Punkbands akustische Version ihrer Songs, immer öfter wandeln ihre Sänger auf Solopfaden und begleiten sich mit einer Akustikgitarre. Heutzutage gibt es für den interessierten Fan und Nachwuchs ganze Songbooks mit Texten und Grifftabellen und Grundakkorden zum Üben, Nachspielen, Mitsingen. Akustik, Unplugged ist trendy. Allgemein werden Künstler_innen als Singer/Songwriter oder auch Liedermacher genannt, in Anlehnung auf die Tätigkeit und Darstellungsform. Der Begriff Liedermacher ist synonym für die Kunstsparte des Liedermachens, wobei mit der Kategorie Liedermacher meiner Meinung nach eher Künstler wie Wolf Biermann, Franz Josef Degenhardt, Hannes Wader oder Reinhard Mey assoziiert werden. Einige Liedermacher wie Biermann, Degenhardt oder Hannes Wader fühlen sich gerade in den Anfangstagen und in den 60er Jahren einer regimekritischen Bewegung verbunden: der Außerparlamentarischen Opposition (APO), die sich im Zuge der Studentenproteste formiert hat. Zur gleichen Zeit zeigen aber auch Liedermacher wie Reinhard Mey, dass Liederschreiben auch ein einfaches Instrument der Unterhaltung sein kann: Mey zeichnet lieber Landidyllen und hat damit bis heute großen kommerziellen Erfolg.
Davon wollen sich etliche Kleinkünstler_innen abheben und definieren sich über ihre Attitüde, das Lied mit politischen Inhalt, Ideen, Utopien zu füllen, mit einem direkten Bezug zum Publikum und Zuhörer_innen. Darum haben sich ebensolche Kleinkünstler_innen zusammengeschlossen und eine “Nische” im weiten Feld des (Gegen)Kulturschaffens gefunden. Die sogenannte “Rotzfreche Asphaltkultur” ( RAK ) gibt es seit mehr als 30 Jahren. Und selbst die in diesem Netzwerk musizierenden Menschen fällt es nicht leicht, “was mensch auf die Kiste schreibt – eine Bezeichnung finden, mit der sich alle wohlfühlen”. Wichtig sind ihnen aber “DIE GEMEINSAMKEITEN, die die Menschen in der RAK vereint, und das, was wir musikalisch nach aussen tragen, unter den Übertitel “das politische Lied” passt (Quelle: http://rak-treffen.de/die-rak/ ). Das kann mitunter dazu führen, dass es einen “Gala-Abend” gibt, an dem sich viele RAK-Künstler_innen für einen gemeinsamen Auftritt zusammenschließen:
Das (politische) Liedermaching als kreativen Motor benutzen, um das umfangreiche Liedgut in besetzten Häusern, autonomen Zentren, auf Wagenplätzen und kleinen Clubs zu präsentieren.
Ich sprach mit SCHRAMMEL und YOK über die Aspekte und den Stellenwert des politischen Liedermachens.
Das Interview mit Schrammel und Yok zum Thema “politisches Liedermaching” erschien in UNDERDOG #30 , Winter 2009/10)
Zur Person: Schrammel aus Dresden wirkte in Bands wie “DE SCHEUERHADERS” und “TROTZREAKTION” mit. Seit 2001 ist er mit dem Soloprojekt SCHRAMMEL unterwegs. Seit 2001 begleitet ihn jedoch sein Soloprojekt als Liedermacher Schrammel. In dieser Zeit ist ein umfangreiches Repertoire entstanden, welches inzwischen bundesweit geschätzt wird. Von seiner Akustikklampfe begleitet besingt er alles, was zwischen seine Finger gerät und scheut sich dabei nicht den einen oder anderen durch den Kakao zu ziehen.
Kontakt/Infos: http://www.myspace.com/schrammeldresden
Zur Person: YOK zieht es nach Berlin, ist Taxifahrer, macht mit QUETESCHENPAUA Solo-Erfahrung, rockt fast 4 Jahre mit der Polit-Punkband “TOD UND MORDSCHLAG“, spielt mit “REVOLTE SPRINGEN” Kleinkunst-Theater und wandelt seit 2009 als YOK mit der “Pocket-Punk-Show” als Solo-Proiekt durch die Lande.
Kontakt/Infos: http://pocketpunk.so36.net
(Fast) allein auf der Bühne und im Rampenlicht. Was war für dich ausschlaggebend, als “Liedermacher” zu agieren?
Schrammel:
Das waren zwei Sachen. Das erste war ein Umzug nach Dresden. und ich stand plötzlich ohne Band da. Kurz darauf kam die CD “Rio am Piano 1″ raus und ich hab gemerkt, dass Musikmachen auch alleine geht. Den ganzen Müll hab ich dann aufgenommen und es hat Leuten gefallen. Naja, und jetzt bin ich halt nach acht Jahren irgendwie immer noch dabei.
YOK:
Ausschlaggebend ist für mich immer wieder neu, dass ich mich hier mitteilen kann, musikalisch und inhaltlich. Für mich persönlich ist das einer der besten Wege, mich auch politisch so zu äußern, dass es gehört wird.
Bietest du den Zuhörer_innen ein Forum der Gegenöffentlichkeit und welche Möglichkeiten der Kommunikation sind dir hilfreich?
Schrammel:
Forum? Also wenn jemand mit mir sprechen will kann er/sie es direkt nach den Konzerten tun, mich anrufen oder mir was übers Netz schreiben… Da kommen manchmal echt lustige Sachen bei raus, z.B. ham mich mal zwei Damen nach ‘nem Konzi zusammengestaucht, dass “Lied 1, 5 und 7″ sexistisch gewesen waren. So ein Quark. Ironie heißt das Zauberwort Was mich immer stört sind Anrufe mitten in der Nacht, wie “Bist du’s wirklich?” und so’n Käse. Ansonsten läuft das mit der Kommunikation schon recht gut.
YOK:
Andersherum: Die Bühne bietet mir erstmal ein Forum für Gegenöffentlichkeit. Wenn die Zuschauer_innen das weitertragen‚ ist das dann gut. Die Kommunikation findet eigentlich drumherum statt, weil mit meinem Auftreten ein Treffpunkt geschaffen wurde. Das ist das eigentliche Politikum: Es gibt einen Anlass (meinen Auftritt) und der sorgt dafür, dass Menschen zusammenkommen und miteinander reden, feiern, tanzen, das ist äußerst wertvoll in meinen Augen. Viel Kommunikation entsteht aber auch im Nachhinein, beispielsweise per Mail. Leute schreiben mir, ich antworte. Da sind schon tolle Sachen passiert.
Obwohl “Liedermacher” ja auch nur eine Schublade ist. Wie definierst du dich und deine Musik denn selber?
Schrammel:
Keine Ahnung. Echt irgendwas mit “Akustikpunk” und Liedermacherzeug ist es schon.
YOK:
Zur Zeit heißt das bei mir „pocketpunk an ukulele und quetsche”. Ich schreibe Songs, die ich dann auch selbst begleite und singe…so einfach ist die Beschreibung.
Welche Aspekte des Liedermachens sind für dich wichtig? Für wen ist dein Lied Transportmittel?
Schrammel:
Mir ist meine Meinung wichtig. Es ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal, ob ich linke oder rechte Missstände besinge. Wichtig ist mir, dass die Leute nachdenken und sich ihren eigenen Kopf über die Dinge machen und nicht irgendwelche Parolen nachblöken wie Schafe.
YOK:
Ich beschreibe Dinge aus einem subjektiven Blickwinkel. Das ist das Hauptprinzip. Es ist aber keineswegs nur die eigene Sicht der Dinge. Es fließen Statements und Sichtweisen anderer Menschen mit ein. Ich diskutiere Lieder und die dazugehörigen Themen im Vorfeld manchmal auch mit Freund_innen. Und dann löst sich die ICH-Sicht auf und wird zu einer WIR- Perspektive. Dieses WIR hat dann in der Regel ein radikal linkes politisches Fundament, auf dem ich mich eh bewege.
“
Soldaten sind Mörder, sie töten auf Befehl. eine Uniform zeigt Bereitschaft, also zieh Leine und geh. Lasse dich erschießen, ich werd nicht um dich weinen. Gehe uns verteidigen, vor dem großen Feind dem kleinen. Gehe uns verteidigen, vor dem großen Feind dem kleinen
.” (Auszug aus “Auf die Frage” v. SCHRAMMEL)
Was denkst du, macht es für dich einfacher und auch schwieriger gegenüber einer Gruppe zu agieren?
Schrammel:
Einfacher ist auf jeden Fall, die eigene Zensur zu sein. Finde ich ein Lied gut, mach ich es; ist es Scheiße, verschwindet es in der Schublade (und niemand wird je erfahren, dass das es das gibt). Ich bin frei von anderen. Schwieriger ist natürlich das Auftreten auf Bühnen. Es gibt Keinen. der die Fehler ausmerzt oder einen schlechten Tag überspielen kann. Man ist halt auf sich allein gestellt. Das ist schon manchmal schwierig.
YOK:
In “meinen” Gruppen muss ich immer noch mehr diskutieren, also dauert alles immer auch noch länger bis wir zu Ergebnissen kommen…das liegt ja auf der Hand, aber es ist gar keine Frage, dass ein gut überlegter Gruppenauftritt immer auch mehr Power entwickeln kann als so ’ne Soloshow. Ich liebe vor allem das Ineinandergreifen verschiedener Ideen, verschiedener Instrumente. Ich mag es, wenn es gleichermaßen inhaltlich als auch musikalisch rockt und zweiteres ist alleine schwer hinzukriegen.
In welchem Rahmen sind dir Auftritte als Liedermacher besonders wichtig? Gibt es ein spezielles Publikum?
Schrammel:
Da gibt es keinen Rahmen. Ich spiele dort, wo man mich einlädt und haben will, ich habe ein Prinzip: ich spiele nur auf Anfragen und dann entscheide ich, ob ich will oder nicht. Es gibt aber Ausnahmen: Für Parteien (alle) und für die Kirche spiele ich nicht.
YOK:
Meine Auftritte finden eigentlich ausschließlich im Rahmen linker Subkultur und im Rahmen linker Freiräume statt. Überall da, wo Leute die Dinge selbst in die Hand nehmen, außerparlamentarisch und selbstbestimmt, mit emanzipatorischen Ansätzen, da bin ich gerne. Wenn es inhaltlich dann auch noch einigermaßen passt, um so besser. Ich finde aber auch den Schritt in eine andere Öffentlichkeit wichtig und es ist nicht so, dass ich das nun extrem meiden würde. Auf Straßenfesten beispielsweise oder jetzt gerade auf der „fusion”, wo alle sich mal schnell dazustellen und mithören können, erreiche ich ja von ganz allein ’ne Menge Leute, die vielleicht viel „unbedarfter sind und die möglicherweise nicht aus der gleichen politischen Ecke oder Szene kommen.
“
Wir sind 60, 70, 80, nicht Leute sondern Yahre alt, wir komm’ mit Rollis und wir komm’ auf Krücken, mehr mit Haltung als mit Gewalt. Auch wenn an uns die Altersschwäche nagt, sind wir trotzdem unterwegs, weil uns Faschismus nicht behagt, die Nazischeisse der geht uns auf den Keks(…) Auch wenn an uns die Altersschwäche nagt, sind wir trotzdem unterwegs, weil uns Faschismus nicht behagt, die Nazischeisse der geht uns auf den Keks!
“; Auszug aus “Antifa Altersheim” v. YOK)
Siehst du dich als Einzelkämpfer, um dein Lied in die Öffentlichkeit zu transportieren und wie wichtig sind dir dabei Resonanzen auf deine politischen Texte?
Schrammel:
Als Einzelkämpfer sehe ich mich nicht. Eher als einer von vielen, der seinen Teil dazu beiträgt, dass wir als Subkultur weiter bestehen können. Das machen viele auf ihre Art und weise. Manche spielen Theater, manche organisieren Demos und manche machen halt Musik.
YOK:
Definitiv bin ich kein Einzelkämpfer, und ich fühle mich auch nicht so. Ich bin ein Kollektiv- Mensch in meinem Denken und in meinem Handeln, also auch in Bezug auf meine Bühnenpräsenz. Resonanzen auf das, was ich mache, sind immer willkommen, denn daraus lerne ich. Leider sind die meisten der Reaktionen sehr allgemein und beschäftigen sich nicht mit den Details meines jeweiligen Outputs.
Warum wird dem “Liedermaching” heute in politischen, sozialen Krisenzeiten nicht mehr die Aufmerksamkeit geschenkt wie es in den 70er/80er Jahren in BRD/DDR der Fall war?
Schrammel:
Über diese Frage konnte man echt Romane schreiben. Was die DDR betrifft, würde ich sagen: weil wir keinen gemeinsamen Feind mehr haben. Auch wir (Anarchisten/Punk…) sind ja Herdentiere, die sich gerne das Denken (etwas) abnehmen lassen. Vielleicht ist es aber auch nicht mehr die Zeit für die große Liedermacherei. Und Reinhard Mey und diese ganzen Pisser mit ihrem nationalen “Gut-Menschen-Gehabe” haben das Genre dann total kaputt gemacht. Es gibt viele die sagen: “Liedermacher? So‘n Scheiß”. Und wenn das Konzi dann zu Ende ist, sind die wie ausgewechselt. “Ey geil” und so. Den “alten Quetsche” (
Anmerkung: gemeint ist YOK
) kennen zwar einige und messen an ihm jeden anderen Liedermacher, den sie hören – was es einem manchmal auch ganz schon schwer machen kann. Aber bei “Klaus dem Geiger” werden es schon bedeutend weniger. Trotzdem glaube ich, dass Liedermacher eine gewisse Rolle für die Szene spielen.
YOK:
Meines Erachtens steht und fällt der Grad der Aufmerksamkeit mit der Größe und der Stärke sozialer Bewegungen.
Georg Danzer
schwamm in den 80ern beispielsweise auf der Welle der Friedensbewegung und hat ganze Alben dazu veröffentlicht. Der hat da Sachen formuliert, die Leute auch so gedacht und gefühlt haben. Wenn heute massenhaft die weichgespülten nationaltreuen „Sportfreunde Stiller” gehört werden und sich die Leute wieder gut dabei fühlen, zur WM das Fähnchen zu schwingen, ist das ja auch ‘n Ausdruck von was.
Vielleicht sollte ich einfach mal ganz provokant behaupten, dass das dann auch eine soziale Bewegung ist. Aber das eigentliche Geheimnis ist, dass „Liedermacher_innen im Allgemeinen” immer aus einer Minderheitenposition heraus agieren und deshalb nur begrenzte Aufmerksamkeit bekommen. Das war übrigens auch schon immer so…
Ist es für dich schwierig, Konzerte zu organisieren bzw. gibt es Probleme, dich unterzubringen? Wie offen sind die Veranstalter_innen, die ja auch kalkulieren, die Hütte voll zu bekommen. Schrecken diese eher zurück und musst du Überzeugungsarbeit leisten? Oder beschränkst du dich von vornherein auf spezielle Läden?
Schrammel:
Also. Ich hab noch nie angefragt, ob ich irgendwo spielen kann. Der Grund ist folgender: wenn man mich einlädt, weiß ich, dass die Leute mich hören wollen. Ich habe keinen Bock mich irgendwo anzubiedern! Mit dem “unterbringen” habe ich noch keine Probleme gehabt. Ich habe mit Crustbands, Grindbands, Punkbands usw. zusammengespielt. Manchmal bin ich aber auch alleine für den Abend (das mag ich am meisten). Ich muss ehrlich sagen, bis auf einmal hat es immer funktioniert. Das ist, finde ich, keine schlechte Bilanz für acht Jahre. Ich spiele eigentlich in ganz normalen besetzten Häusern oder Punkclubs usw. Also überall dort, wo ich mit der Band auch spiele. Vom Publikum her gibt es da auch keine Unterschiede.
YOK:
Ich habe Glück in diesem Punkt. Über meinen Bekanntheitsgrad ist es relativ einfach, Gigs abzumachen und ich muss mich eigentlich nie irgendwo anbiedern oder Überzeugungsarbeit leisten.
Gab und gibt es Pläne, als Straßenmusikant durch die Gegend zu tingeln oder ist dir die Fußgängerzonenunterhaltung zuwider?
Schrammel:
ich bin kein Straßenmusikant!
YOK:
Ich habe das ja früher gemacht und fand das deshalb gut, weil ich erstens so mein Zeux auch den ganz „normalen Leuten” an die Birne schmeißen konnte, und zweitens ein bisschen unabhängiges Geld damit verdienen konnte. Dann haben mich aber diese ganzen Fußgängerzonenmenschen zunehmend angewidert in ihrer gelangweilten, lethargischen Haltung, und ich habe sie gehasst und habe mich schließlich lieber von ihnen fern gehalten. Es hat fast 15 Jahre gedauert bis ich dazu wieder bereit war. Wir sind dann mit “Revolte Springen” unterwegs gewesen und das hat Spaß gemacht. Bei mir ist es grundsätzlich so, dass ich das Gute in den Menschen sehen muss, um für sie Spaß und Musik zu machen.
Wenn das Gefühl nicht da ist, gibt es auch keine Hoffnung mehr für Veränderungen und dann wird es ganz hart als politischer Liedermacher
.
Hast du den Anspruch, dein Publikum zu unterhalten oder siehst du als explizit politischen Botschafter?
Schrammel:
Beides. Natürlich muss man ein Publikum zweieinhalb Stunden unterhalten. Wenn man sie bloß politisch zudröhnt, hört selbst der härteste Straßenkämpfer ab dem dritten Lied nicht mehr hin. Natürlich ist der politische Anspruch mein Hauptanliegen. Man muss halt eine Mischung aus Beidem schaffen. Es muss von allem was dabei sein: Spaß, Politik, Kritik. Freude, Ironie und sich selbst aufs Korn nehmen, ohne gleich ein Clown zu sein.
YOK:
Ich mache beides gerne und habe festgestellt, dass das eine ohne das andere oft nicht allzu gut funktioniert.
Siehst du dich mit deiner Musik, den Texten, als Produkt, was sich gut vermarkten lässt?
Schrammel:
Nein. DIY ist mir wichtiger als Vermarktung. Darum ist alles, was ich rausbringe auch Anti Copyright oder im Netz zum freien Download zu finden (Zwar nicht von mir hochgeladen, aber ich finde es gut).
YOK:
Ich schätze mal, dass sich mein Zeux bis zu einem gewissen Maß ganz gut vermarkten ließe und ich glaube auch, dass ich einige Songs geschrieben habe, die sich unter anderen Voraussetzungen und im Rahmen anderer Strukturen durchaus den Weg in die Charts gebahnt hätten. Und ganz ehrlich, manchmal vermisse ich diese Art von Anerkennung fast. Aber mir ist auf der anderen Seite auch bewusst, dass mir viel andere Anerkennung nicht zuteil werden würde, wenn ich so einen Weg gehen würde oder gegangen wäre. Und diese „andere Anerkennung” ist mir wichtiger, denn ich habe nicht vergessen, woher ich selbst komme und wofür ich eigentlich kämpfe.
Im Zuge von normalen kapitalistischen Verwertungsmechanismen, könnte dieser Kampf zweifelsohne so nicht mehr stattfinden
.
Wenn dir die Texte wichtig sind und die Musik diese “nur” untermalen. ist dir dann bewusst. dass du mit der Kraft deiner Worte Menschen beeinflussen kannst?
Schrammel:
Musik ist eine
Waffe!
Natürlich ist mir das klar. Und auch die Verantwortung dahinter. Ich habe Leute getroffen, die wegen meiner Texte totalverweigert haben. Das macht mich zwar stolz, bringt mir aber immer wieder ins Bewusstsein, wie hoch die Verantwortung ist. Deswegen lasse ich mich auch nicht vor parteiliche Wagen spannen. Musik ist mein Betrag zum gemeinsamen Kampf.
YOK:
Worte haben immer die Kraft zur Beeinflussung, wenn du sie gut zusammensetzt und an den richtigen Punkten äußerst. Das ist und war immer so, mit und ohne Musik, in Gesprächen, in Vorträgen, in Liedern, im Streit, in Liebe….Alle sind mehr oder weniger auch aktiv daran beteiligt, nicht nur vermeintliche “Künstler_innen”.
Mit wem kannst du dir eine musikalische Zusammenarbeit vorstellen bzw. wer hilft dir, dich und deine kreativen Ideen umzusetzen?
Schrammel:
Schwierige Frage. Also ich habe ja noch eine Band (Trotzreaktion) und nebenbei immer welche gehabt, weil bloß Liedermacherzeug macht mich auch nicht glücklich. Musikalische Zusammenarbeit kann ich mir mit jedem vorstellen, mit dem ich politisch auf einer Wellenlänge liege und wenn der Alkoholpegel stimmt.
YOK:
Ich habe eine ganze Reihe von Menschen um mich herum, mit denen ich gerne zusammenarbeite.
Und mir begegnen immer wieder welche, mit denen es spannend sein könnte…Mir liegt es gerade fern, Namen zu nennen.
In diesem Zusammenhang auch interessant: Das Interview mit
KONNY
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