BOYSETSFIRE “While a nation sleeps”

   BOYSETSFIRE
“While a nation sleeps” CD
(End Hits Records/CARGO
Sänger Nathan ist derzeit sehr kreativ und erlebt den dritten Frühling und hat genügend Potential und Ideen, die eine konstruktive Projektplanung ermöglichen. Nachdem sein bisheriges zweites Standbein THE CASTING OUT ad acta gelegt wurde, gründete Nathan ein neues (Familien)-Projekt, das den rauen Punk/Hardcore der Anfangstage von Boysetsfire mit modernen Metal-Einflüssen paart: I AM HERESY. Mit dabei: Gray`s Sohn Simon. Die Aufarbeitung der Vater-Sohn-Beziehung glich einem Prozess seine Kräfte in die Mitte zu bringen, sich leer zu machen oder einfach mal losbrüllen, um unterdrückte Probleme und Konflikte zu lösen. Das wirkt befreiend und du kannst sprichwörtlich das eigene Leben aufräumen. Das hat auch Nathan getan und das Konfliktlösungssystem optimiert. Es scheint, als ob er in seiner Grundstruktur ein Orientierungsmodell erstellt hat, das nicht nur effizient ist, sondern ein großes Handlungsniveau ermöglicht. Während eine ganze Nation im Dornröschenschlaf versinkt, sind Nathan und seine (neuen) Wegbegleiter hellwach. Selten sind Songs auf einem Album dermaßen facettenreich und vielfältig komponiert, arrangiert und interpretiert worden wie auf dem nunmehr 5. Album. Jeder Song ist ein mit ganzer Kraft und Hingabe strukturiertes Ergebnis, das ein Hinweis für die effektive Herangehensweise liefert und beweist wie selbstsicher und offen Nathan mittlerweile ist und Ideen für seine Zwecke an verschiedenen Stellen modifiziert, ausbaut und konkretisiert. Das kontrastreiche Programm beinhaltet immer noch einige Wutanfälle, die im Zentrum unkontrolliert und unvorhersehbar ausbrechen. Nathan ist aber gleichzeitig auch in der Lage Komplexität zu reduzieren, den Überblick und die Handlungsfähigkeit zu bewahren. Die konzeptionelle Projektarbeit ist ein Dialog, der die typischen Konfliktstrategien bewältigt oder es zumindest versucht. “Until nothing remains”, “Everything went black” und “Wolves of Babylon” entflammt Konflikte und entfacht einen Sturm mit einer druckvollen Kraft und Energie, die das zunehmend enger gewordene Spektrum der Wahrnehmungs-, Denk-, Fühl- und Verhaltensmöglichkeiten aller Beteiligten wieder erweitert und flexibilisiert. “Altar of God” hingegen hat beinahe Musical-Qualitäten und demonstriert Nathan’s charismatische und charakteristische Eigenart die zirkuläre Wechselwirkung der Elemente zu ordnen und in einen komplexen Rahmen einzufügen, konkret und detailliert ausgeschmückt wie ein Künstler, der sein Lebenswerk vollendet.