UNDERDOG FANZINE » Artikel Polit-Punk-Fanzine Sun, 02 Feb 2014 11:41:16 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.7.1 Veganer Öko-Effekt /veganer-oeko-effekt/ /veganer-oeko-effekt/#comments Tue, 21 Jan 2014 14:12:54 +0000 /?p=6973 Umweltschutz mit Messer und GabelWer vegan lebt und sich vegan ernährt, lebt auch umweltfreundlich. Das ist vielen Veganer*innen bewusst. Nun aber haben das auch Forscher*innen der Universität Halle ermittelt.
Toni Meier ist promovierter Agrar- und Ernährungswissenschaftler. Neben Fragen zur Bewertung und Verknüpfung nachhaltiger Produktions- und Konsummuster beschäftigt er sich mit dem Öko-Effekt ganzer Ernährungsweisen und ist ein Schlüsselthema nachhaltiger Entwicklung. Toni Meier hat aktuelle und repräsentative Daten ausgewertet. In dem BuchUmweltschutz mit Messer und Gabel: Der ökologische Rucksack der Ernährung in Deutschland” werden die Ergebnisse anschaulich präsentiert.
Wichtigste Erkenntnis: Tierische Produkte und Inhaltsstoffe schädigen die Umwelt. Für ein Schnitzel und als Nachtisch Milchprodukte müssen ein paar Quadratmeter Acker und Weideland herhalten, über dem eine Wolke aus Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen sowie Ammoniak schwebt.
Was auch immer ein Mensch sich auf den Teller lädt – noch bevor er sich ans Verspeisen macht, hat er damit Spuren auf dem Planeten hinterlassen. Weil wir davon normalerweise nichts bemerken, haben Wissenschaftler Methoden entwickelt, den Verbrauch an Ressourcen und Nutzflächen und den Ausstoß an Treibhausgasen zu ermitteln, den die Erzeugung von Nahrungsmitteln mit sich bringt.
Toni Meier zeigt auf, es wäre besser für die Erde und die nachkommenden Generationen, wir äßen weniger Rind- und Schweinefleisch, weniger Butter und fettreiche Milchprodukte wie Käse, dafür mehr Hülsenfrüchte, Gemüse, Nüsse sowie pflanzliche Öle und Fette. Würde sich die Bevölkerung Deutschlands ausschließlich vegan ernähren, und würden keine Lebensmittel mehr auf dem Müll landen, ließe sich der Flächenverbrauch der Landwirtschaft um gut die Hälfte gegenüber heute reduzieren – oder mit der gleichen Fläche doppelt so viele Menschen ernähren. Der Ausstoß des Luftschadstoffs Ammoniak ginge sogar um 95 Prozent zurück.
Eine wichtige nicht unerhebliche Erkenntnis aus dieser Studie allerdings ist der gesteigerte Wasserverbrauch, der aus der Tiefe hochgepumpt oder aus Fließgewässern in die Felder geleitet wird, weil der Verzehr von Obst, Gemüse und Nüsse, die häufig aus dem sonnenreichen, aber trockenen Süden kommen, zugenommen hat.
Süßwasser ist dort knapp, die künstliche Bewässerung kann zu Versalzung der landwirtschaftlich genutzten Böden und zu verschärfter Dürre im Umfeld führen. Besser für die Ökobilanz ist es, vermehrt Erzeugnisse aus den niederschlagsreichen heimischen Breiten zu wählen.

Vegan ist grün
Der Studie zufolge wäre es für die Umwelt am Besten, wenn keine tierischen Produkte mehr gegessen werden. Würde sich die Bevölkerung vegan ernähren, entfielen die heutigen Ammoniakemissionen fast ganz, der Ausstoß an Treibhausgasen würde sich um 25 Prozent reduzieren und der Endenergieverbrauch immerhin noch um 15 Prozent.

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Vegane Produkte – zu Hause und unterwegs /vegane-produkte-zu-hause-und-unterwegs/ /vegane-produkte-zu-hause-und-unterwegs/#comments Sat, 23 Nov 2013 11:40:03 +0000 /?p=6546 vegan productsVegan Einkaufen ist heutzutage wirklich überhaupt kein Problem mehr. In Bio-Läden, Reformhäusern, aber auch in ganz normalen Supermärkten und sogar Drogerien bekommst Du alles was Du brauchst.
Um Dir das Einkaufen noch einfacher zu machen, gibt es auf peta2.de einen Einkaufsguide mit einer Masse an veganen Produkten – zum Essen, Trinken, Pflegen und Putzen!

Wer im Urlaub in andere Länder/Städte reist, stellt sich vermutlich bereits im Vorfeld die Frage, was mensch eigentlich essen soll. Inzwischen findet mensch in nahezu jedem Supermarkt tierleidsfreie Produkte, die neben Basics wie Brot, Maragarine, Obst, Gemüse auch Müsli, Sojamilch, Aufschnitte, Aufstriche, Grillvleisch anbieten. Eine Recherche vorab kann auch auf Happy Cow nützlich sein, eine nützliche Informationsseite, die neben einem Rezepteblog, News auch eine Veggie Maps integriert hat und in einem Suchfeld auch gleichzeitig entsprechende Treffer auflistet und vegane, vegetarisch, veg friendly(?), Geschäfte, Restaurants  und mehr auflistet und entsprechend in einer Karte anzeigt.
Die Erfahrung zeigt, dass es sich auch lohnt vorab in der Unterkunft (Hotel, Jugendherberge, Pension…) anzurufen, ob es auch etwas Veganes zum Frühstück gibt oder ob in diesem Zeitraum etwas Veganes zur Verfügung gestellt werden könnte. Viele Küchen richten sich dann auf euch ein. Tun sie dies nicht, könnt ihr immerhin nachfragen, ob sie eure/n selbst mitgebrachte/n Aufstrich/Käse/Wurst in deren Kühlschrank lagern würden.

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Tötung von streunenden Hunden ist ein profitables Geschäft /toetung-von-streunenden-hunden-ist-ein-profitables-geschaeft/ /toetung-von-streunenden-hunden-ist-ein-profitables-geschaeft/#comments Tue, 19 Nov 2013 15:19:37 +0000 /?p=6506 euthanasie in rumänienAls im September streunende Hunde den vierjährigen Ionut Anghel zu Tode bissen, sah sich die rumänische Politik genötigt, mit einer Schnellverordnung zu reagieren. Es wurde ein Gesetz verabschiedet, das es Bürgermeistern gestattet, verwilderte Hunde einzuschläfern, wenn diese nicht binnen zwei Wochen vom Tierheim abgeholt werden. Seitdem laufen Tierrechtler*innen, Tierschützer*innen Sturm mit Petitionen und führen Kampagnen gegen den staatlich verordneten Massenmord.

Eine Ursache für die hohe Zahl von verwilderten Straßenhunden liegt noch in der Ära des Diktators Čeauşescu. Damals wurden Tausende Rumänen zwangsweise aus ihren Häusern in kleine Wohnungen in Plattenbauten umgesiedelt. Für viele Haustiere war kein Platz mehr da, sie wurden ausgesetzt.
Zahlreiche Tierschutzorganisationen fordern eine Rücknahme des Gesetzes, die die Tötung von Straßenhunden legitimiert, fordern von der rumänischen Regierung, die Tiere zu kastrieren und wieder auszusetzen. Eine Kastration könne die Aggressivität streunender Hunde mildern. Die angespannte wirtschaftliche Lage Rumäniens verhindere diese Lösung. Doch viele Organisationen bieten Hilfe und Unterstützung an. Vier Pfoten hat bereits seit dem Jahr 2001 Teams im Land, die verwilderte Tiere soweit behandeln, dass sie von Menschen „adoptiert“ werden können. Rumänische Tierärzte können bei der Kastration der Tiere etwa durch Beistellung der teuren Narkosemittel unterstützt werden.
Ärzte für Tiere e.V. hält die Vorgehensweise der rumänischen Regierung, namentlich die Partei PDL, für “anrüchig”. Unter dem Titel „Bukarest ohne Straßenhunde“ hat die PDL in Bukarest eine unglaubliche Schmutzkampagne für die MASSENTÖTUNG VON HUNDEN geführt und entlarvt dieses Vorgehen mit der Tatsache, dass mit den Tötungen der Hunde ein “riesiges Geschäft” gemacht wird. So verlangen bspw. Hundefänger eine „Schutzgebühr“ dafür, dass sie nicht die Straßenhunde einfangen, die bereits in menschlicher Obhut sind (etwa 25 Euro/Hund).
Die Straßenhunde, die dem Staat durch ihr Leben in den Straßen keine Kosten verursachen, werden nun von einer anderen Art Mafia in Catch&Kill-Methode gejagt. Ihre Tötung und Verendung in den örtlichen Tötungslagern sind profitabel. Auftragnehmer, die an Hundefutter, Veterinärmedizin, Reinigungsmaterial, etc. sparen, können höhere Gewinne erwirtschaften. Es gibt nur wenige oder überhaupt keine Kontrolle ihrer Einkäufe und niemand ist in der Lage, den Zustand der Tiere in geschlossenen kommunalen Tierheimen zu überwachen. „Kastration & Rückführung“ ist die einzige praktikable und dauerhafte Lösung, die allerdings einer zentralen Finanzierung, politischem Willen und einer effizienten Durchführung bedarf. Daran ist die rumänische Politik nicht interessiert. Das getötete Kind allerdings gibt Anlass dafür, die politische Misere Rumäniens in eine folgenschwere Einbahnpolitik zu manövrieren und Euthanasie an Hunden anzuwenden, die sich selbst nicht wehren können.

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Kein Hähnchenschlachtbetrieb in Ahlhorn? /kein-hahnchenschlachtbetrieb-in-ahlhorn/ /kein-hahnchenschlachtbetrieb-in-ahlhorn/#comments Mon, 21 Oct 2013 12:26:16 +0000 /?p=6346 gefluegelschlachthof100_v-contentgross

Foto: © ITAR-TASS/ (c) dpa – Report Fotograf: Tass Sysoyev Grigory

Am Samstag, den 19. 10. gab es eine Demo gegen einen geplanten Hähnchenschlachtbetrieb in Ahlhorn.
Die „Kreienkamp“-Schlachterei unter der Geschäftsführung von Walter Kreienborg, der bisher in Wildeshausen eine Geflügelschlachterei betreibt, soll im Ahlhorner Gewerbegebiet entstehen – direkt neben der Putenschlachterei des Geflügel-Konzerns „Heidemark“. Brancheninsider schätzen Kreienborgs bisherige Schlachtzahlen auf etwa 30.000 täglich, die nun auf 250.000 pro Tag erhöht werden sollten. Kreienborg bewirbt diese strukturelle geplante Veränderung im Zusammenhang mit dem Schlachtbetrieb mit dem verharmlosenden Slogan “Klasse statt Masse”, was angesichts der Tötungssteigerungsrate, die gekoppelt an der erhöhten Schlachtzahl ist, zynisch klingt.
Info: Die Tiermast bestimmt die Landwirtschaft in Niedersachsen wie in keinem anderen Bundesland. Die Schweine- und Geflügelschlachtungen steigen kontinuierlich an und erreichen nach Angaben der Landwirtschaftskammer immer neue Rekordstände. Das gilt vor allem für die Region Weser-Ems: Im Jahr 2011 wurden dort etwa 80 Prozent der landesweit 18,4 Millionen Schweineschlachtungen gezählt – knapp 7 Millionen mehr als zehn Jahre zuvor. Allein 8,8 Millionen Schweine wurden 2011 im Landkreis Cloppenburg geschlachtet. Die Zahl der 2011 geschlachteten Rinder lag bei rund 577.000. Auch hier ist die Region Weser-Ems führend, ebenso wie beim Geflügel. In der Region wurden 43 Prozent der gesamten deutschen Geflügelmenge geschlachtet. Im Jahr 2011 wurden in Niedersachsen 792.700 Tonnen Geflügelfleisch produziert, deutlich mehr als die Hälfte (55,7 Prozent) der deutschen Produktion.
(Quelle: ndr.de)

Animal/Human Liberation

Seitdem Investor Kreienborg seine “Nutzungspläne” im Rathaus vorgestellt hat, gab es Proteste aus dem bürgerlichen Lager. Anwohner_innen befürchten Gestank, Lärm und Keimbelastung. Am Samstag hat sich eine 500-600köpfige Gruppe aus Tier- und Umweltschützer_innen, besorgten Anwohner_innen und einigen wenigen Tierrechtler_innen (mit Animal Liberation-Human Liberation-Fahnen, s. Foto)) zusammengefunden, um gegen den geplanten Schlachtbetrieb zu demonstrieren.
Neben dieser von von der Bürgerinitiative Bündnis MUT angemeldeten Demo mischten sich auch über 100 Kreienborg_Angestellte, die aus wirtschaftlichen Gründen für den Schlachthof demonstrierten, was für lauten Unmut sorgte. Die Polizei erlaubt den Befürwortern darauf hin eine Kundgebung. Kreienborg selber kritisierte, dass viele Demonstrant_innen nicht aus der Region stammen würden. Der Sprecher des Landesnetzwerkes “Niedersachsen Bauernhofe statt Agrarfabriken“, Michael Hettwer, räumte mit dem Begriff „herangefahrene Berufsdemonstranten“ auf. „Es ist klar, dass die durch mafiöse Strukturen durchzogene Agrarindustrie es nicht verstehen kann, dass Menschen bereit sind, sich ganz ohne finanzielle Anreize für eine gute und wichtige Sache einzusetzen“, so Hettwer gegenüber der Nordwest-Zeitung. Am Sonntag erstatte er zudem Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Oldenburg gegen Walter Kreienborg wegen Verstoßes gegen das Versammlungsrecht.
Ob die Firma Kreienkamp ihre Pläne umsetzen darf entscheiden seit heute die Bürger_innen. Knapp 12.300 Bewohner der Gemeinde Großenkneten sind zur Abstimmung aufgerufen.

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LIVE H8 mit behördlicher Unterstützung /live-h8-mit-behordlicher-unterstutzung/ /live-h8-mit-behordlicher-unterstutzung/#comments Sat, 19 Oct 2013 12:22:29 +0000 /?p=6328 liveh8Im zwischen Neustadt/Aisch und Iphofen in Mittelfranken gelegenen Scheinfeld trafen sich am Samstag, den 12. Oktober etwa 1000 Nazis in der Diskothek “Nachtwelt”, um ungestört zu feiern. Die Behörden waren informiert, setzten die Öffentlichkeit aber bewusst nicht über die Hintergründe in Kenntnis und sahen sich außerstande, das Konzert zu verbieten.
Laut Information des aida-Archivs München  war das Neo-Nazi-Konzert bereits seit längerem geplant, nur der genaue Ort war zumindest für die Öffentlichkeit unklar. Und hier liegt der eigentlich Skandal. Die Taktik und Strategie des Landratsamt und der Polizei sah vor, die Öffentlichkeit über das Rechtsrock-Konzert nicht zu informieren, um Gegenproteste und etwaige Gewaltaktionen zu vermeiden. Es besteht Grund zur Annahme, dass mit diesem Vorgehen nicht nur Neonazi-Veranstaltungen von Polizei und Behörden gedeckt werden, sondern die extreme Rechte einen Freibrief für ungestörte Durchführung ihrer Veranstaltungen erhält.
Der Pächter der Diskothek, ein 28-jähriger Scheinfelder, habe sich laut Fränkischer Landeszeitung “im Rathaus als persönlicher Freund des NPD-Geschäftsführers und eines NPD-Kreisvorsitzenden vorgestellt.” Bei besagtem NPD-Geschäftsführer handelt es sich wohl um NPD-Landesgeschäftsführer Axel Michaelis, der das Konzert laut FLZ mitorganisiert habe.
Für die Durchführung der Veranstaltung verantwortlich ist Parteifreund und NPD-Funktionär patrick schröderPatrick Schröder (Foto: links), der das Internetprojekt FSN-TV betreibt. Michael Schröder ist in der “Szene”, insbesondere bei den sogenannten “Freien Kräften”, umstritten, gilt er doch als “Selbstdarsteller und Staatsschutz-Quatscher”. Finanziert wurde das Web 2.0 Projekt mit €2000 vom NPD-Landesverband.
Der Vorwurf, mit dem VS zusammen zu arbeiten, nährt den Verdacht, dass das Live H8-Konzert von den Behörden “gedeckt” wurde.
Auch im “Kameradenkreis” prahlte er über Jahre von seinen guten Kontakten zum Staatsschutz, bei dem er öfters mal ein Kaffee trank.
Das behördliche Vorgehen und das bewusste Verschweigen neonazistischer Aktivitäten ist inakzeptabel und beängstigend, stärkt diese Strategie doch extrem rechte Szeneaktivitäten und ermöglicht extrem rechte Veranstaltungen erfolgreich durchzuführen, ohne bürgerliche/antifaschistische Widerstände befürchten zu müssen. Die Veranstaltung selbst wird bei Freien Kräften jedoch als reine Geldmacherei des Veranstalters gesehen, der aufgrund seiner VS-Kontakte einen zweifelhaften Ruf hat.

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Rechte Tierschützer- wie mensch sich gegen ihre Teilnahme bei einer Demo wehren kann /rechte-tierschutzer-wie-mensch-sich-gegen-ihre-teilnahme-bei-einer-demo-wehren-kann/ /rechte-tierschutzer-wie-mensch-sich-gegen-ihre-teilnahme-bei-einer-demo-wehren-kann/#comments Sun, 13 Oct 2013 12:47:48 +0000 /?p=6272 neonazi_tierrechtler_22_01_2011_berlin_2

Rechte Tierschützer in Berlin

Mit Forderungen nach artgerechter Haltung und für angeborene Verhaltensweisen mischt sich die extreme Rechte unter Demo-Teilnehmer_Innen, die gegen Tierquälerei protestieren. Im Einsatz für Tierrechte und Tierschutz tarnen sich auch in Bayern gehäuft Anhänger des rechten Netzwerk “Freies Netz Süd” unter den Demo-Teilnehmer_innen, um neue Anhänger_innen zu rekrutieren. Auf ihren Flyern sind eingesperrte und blutende Tiere abgebildet, der Text ist vordergründig unverdächtig. Erst auf den zweiten Blick wird die rechte Propaganda offensichtlich, etwa wenn unter der Kontaktadresse des Flyers eindeutige Personen und Orgas der rechten Spektrums zuzuordnen sind. In Grafing (Oberbayern) gastierte Anfang September der Circus Luna, vor dem sich an jedem Vorstellungstag junge Grafinger_innen gegen Tierquälerei demonstrierten. Wie erst jetzt bekannt wurde, mischten sich unter die Demonstrant_innen sieben Unbekannte und verteilten eigene Flugblätter. Auf ihrem Flyer steht der Link zur Münchner Bürgerinitiative Ausländerstopp (BIA). Sogar ein Eisbärenkostüm habe eine Person getragen, um die Tarnung als Tierschützer perfekt zu machen. Verantwortlich für diese Aktion sind Personen, die dem FNS angehören. Das FNS ist eine Organisationsplattform für Neonazis in Bayern und die Verbindung zwischen der Kameradschaftsszene und rechten Politikern. Mit ihren Aktionen und Kampagnen soll erreicht werden, in die Mitte der Gesellschaft vorzudringen und auf politischer Ebene ihre Handlungsspielräume zu erweitern.

Umso wichtiger ist es, Handlungskonzepte zu entwickeln, um extrem rechte Demoteilnehmer_innen zu enttarnen und auszuschließen. Ein Ausschluss ist im öffentlichen Raum rechtlich schwieriger umzusetzen, als in geschlossenen Räumen. Hinzu kommt, wenn sich extrem rechte Personen als solche nicht mit eindeutig, einschlägig bekannten Symbolen, Bekleidung und Parolen zu erkennen geben, könnten Flyer mit Kontaktdaten hilfreich sein. Im Falle der Demo am Zirkus haben Kontaktdaten zu einer eindeutigen Zuordnung zum rechten Spektrum geführt. Neben der BIA München fanden sich hier das “Infoportal Schwaben”, “Widerstand Schwandorf”, eine von einem Nazi betriebene Kleidungsmarke und das Freie Netz Süd. Gegen dieses Netzwerk hatte im Juli eine groß angelegte Aktion der Polizei stattgefunden, mit dem Ziel, Beweismittel für ein Verbot zu sichern. Damit kann zunächst ein polizeiliches Verbot der Flyerverteilung erreicht, wenn sich auf dem Flyer Hinweise auf extrem rechte und verfassungswidrige Orgas ergeben. Solange sich die Personen aber nicht auffällig verhalten, ist es rechtlich schwierig, enttarnte Neonazis von der Versammlung/Demo auszuschließen. Umso wichtiger sind antifaschistische Interventionen und Teilnahme an Tierrechts_Demos, um extrem rechte Teilnehmer_innen zu blockieren, isolieren und von der Demo abzudrängen. Ebenfalls notwendig sind Inhalte, die auf Transpis etc abgedruckt sich deutlich von rassistischen Inhalten abgrenzen und keine Überschneidungen zulassen. Slogans wie “Gegen Wildtiere im Zirkus” sind auch bei rechten “Tierschützer_innen” beliebt.  Es sind doch konkrete Phänomene, die in der Tierrechtsszene ab und an auftauchen, an denen Nazis versuchen anzuknüpfen, wie der Holocaust-Vergleich, das Schächten und der Menschenhass, die anschlussfähig machen. Im Falle einer Tierschutz-, Tierrechtsdemo sind antispeziesistische, abolitionistische(1), emanzipatorische Inhalte, die das Mensch-Tierverhältnis und ihre Befreiung/Unterdrückung thematisieren hilfreich, diese Anschlussfähigkeit zu unterbinden. Notwendig ist eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Kernpunkten extrem rechter Ideologie.


Im Folgenden gibt es einige wichtige Tipps und rechtliche Aspekte, wie mensch eine Teilnahme von extrem rechten Personen verhindern kann, vorausgesetzt sie werden als solche enttarnt.

  • Vor der Demo

Um zu verhindern, dass die Kundgebung oder Demonstration durch Parallelveranstaltungen gestört wird, solltet ihr den geplanten Zeitraum bei der Anmeldung großzügig angeben. Soll also eine Kundgebung von 17.00 bis 19.00 Uhr vor dem Rathaus stattfinden, empfiehlt es sich bei der Anmeldung den Zeitraum von 15.00 bis 20.00 Uhr anzugeben. Jede andere Kundgebung auf dem Platz oder in unmittelbarer Nähe, die nach der Anmeldung angemeldet wird, muss dann in räumlicher oder zeitlicher Entfernung stattfinden. Demonstrationen und Kundgebungen können für mehrere Wochen und Monate im Voraus angemeldet werden. So kann kein anderer Veranstalter zuvorkommen. Es wird in der Regel die Veranstaltung genehmigt, die zuerst angemeldet wurde. Bei der Anmeldung könnt ihr – durch Titel und Untertitel der Demo sowie im oft stattfindenden Kooperationsgespräch mit der Polizei – genaue Angaben darüber machen, was auf eurer Veranstaltung stattfinden soll und was nicht. Die Anmelder_innen können Zweck und Inhalt der Demo vorgeben, aber letztendlich nicht, was nicht zugelassen ist. Es sollte bei der Anmeldung gleich mit angegeben werden, dass rassistische, antisemitische, sexistische und völkisch-nationalistische Inhalte in mündlicher, schriftlicher oder bildlicher Form dem Versammlungsgegenstand widersprechen. Das Äußern von abweichenden Meinungen während einer Demo kann man damit aber natürlich nicht ausschließen. Ein vorher von euch erklärter Ausschluss einer bestimmten Personengruppe ist rechtlich nicht bindend, aber dennoch sinnvoll. Trotzdem sollte bei den Vorgesprächen mit der Polizei der Einsatzleitung deutlich gemacht werden, dass die Organisator_innen darauf bestehen werden, Nazis von der Veranstaltung auszuschließen, und entschlossen sind, diese Forderung durchzusetzen.

  • Versammlungsrecht und Ausschluss

Das Ausschlussrecht bei Veranstaltungen unter freiem Himmel steht nur der Polizei zu, nicht den Leiter_innen der Versammlung. Die Polizei muss aber dafür sorgen, dass das Recht auf Versammlungsfreiheit besteht, d.h. Versammlungen mit einem bestimmten Inhalt störungsfrei durchgeführt werden können. Der Zweck der Versammlung wird bei der Anmeldung bestimmt und darf nicht gröblich gestört werden. Gröblich ist eine Störung dann, wenn sie als besonders schwer empfunden wird und sie eine Unterbrechung, Behinderung, Auflösung oder Aufhebung der Versammlung bezweckt oder zur Folge haben kann. Die Störer_innen müssen absichtsvoll und willentlich stören, damit sie ausgeschlossen werden können; einzelne Zwischenrufe, Transparente oder in der rechten Szene übliche Kleidung reichen rein rechtlich nicht als Grund. Es ist also versammlungsrechtlich gar nicht so leicht, einen bestimmten Teilnehmer_innenkreis auszuschließen. Aber: Lässt die Teilnahme von beispielsweise Kameradschaftsangehörigen an einer Demo gegen Sozialabbau eine grobe Störung bzw. Eskalation erwarten, kann ihre Teilnahme von der Polizei verhindert werden, wenn diese annehmen muss, dass sonst die Durchführung der Demo gefährdet ist. Als wie störend die Polizei die Anwesenheit von Nazis empfindet, hängt auch davon ab, was diese an Unruhe und Unkontrollierbarkeit für die Polizei auslöst. Argumentiert werden muss hier damit, dass ein begründeter Verdacht besteht, dass die Auseinandersetzung nicht nur mit verbalen Mitteln stattfinden wird oder aber, dass die Nazis einen Block innerhalb der Versammlung, also eine »Versammlung in der Versammlung« bilden. Der Ausschluss von den Kameradschaftsangehörigen stellt dann den kleineren Eingriff in das auch für die Nazis geltende allgemeine Recht auf Versammlungsfreiheit dar. Das Schutzrecht der Versammlung ist hier für diejenigen Teilnehmer_innen höher zu bewerten, die sich unter Motto und Inhalt der Versammlung stellen, als für diejenigen Teilnehmer_innen, die sich im offenkundigen Widerspruch zum Versammlungsinhalt bewegen. Deshalb kann letzterer Personenkreis zur Vermeidung erheblicher Störungen der Versammlungen durch die Polizei ausgeschlossen werden. Als Versammlungsleiter_in sollte man den Ausschluss von Nazis ausdrücklich verlangen.

  • Während der Demo

Sollten Nazis oder andere Leute beispielsweise mit völkischen Transparenten erscheinen oder entsprechende Parolen rufen, so müssen diese von der Versammlungsleitung aufgefordert werden, die Veranstaltung sofort zu verlassen. Sollten sie sich dieser Anordnung widersetzen, könnt ihr die Polizei auffordern, Platzverweise auszusprechen. Zugleich sollten möglichst viele Leute die Nazis umringen und ihnen deutlich sagen, dass sie nach Hause gehen sollen. Man kann sich Nazis gemeinsam offensiv in den Weg stellen oder sie konsequent aus der Demo drängeln. Handgreiflichkeiten allerdings verbietet das Recht. Wenn die Polizei trotz Aufforderung keine Platzverweise gegen Nazis ausspricht, kann es eine Möglichkeit sein, die Demonstration aufzulösen und vor Ort der Einsatzleitung der Polizei gegenüber eine Spontanveranstaltung anzumelden, die sich beispielsweise gegen Rechtsextremismus und Nationalismus richtet.

Interessant: Broschüre “Nazis und Tierrecht”
pdf

 

Anmerkung:

(1): Der abolitionistische Ansatz
pdf

 

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Was hat die NPD mit dem Innenminister gemein? /was-hat-die-npd-mit-dem-innenminister-gemein/ /was-hat-die-npd-mit-dem-innenminister-gemein/#comments Tue, 24 Sep 2013 11:38:45 +0000 /?p=6065 Geplante-Notunterkunft-in-Marzahn-HellersdorfDie NPD bedankt sich am Tag nach der Bundestagswahl 2013 bei ihren 560.660 Wähler_innen (1,3%) und geriert sich als “stärkste stärkste Kraft gegenüber anderen sogenannten rechten Parteien”. Was das Präsidium verschweigt bzw. unterschlägt, ist die Tatsache, dass die NPD deutlich an Stimmen verloren hat, aber immer noch genug, um die staatliche Parteienfinanzierung zu erhalten, die es ab 0,5% der Zweitstimmen für die Partei gibt. Für jede Stimme bekommt die NPD 70 Cent Wahlkampfkostenerstattung.
In Sachsen und Thüringen schnitt die NPD am stärksten ab. Hier kam sie auf 3,3 % bzw. 3,2 %, die Zahlen stagnieren gegenüber 2009.
In Marzahn-Hellersdorf erreichte die NPD in einem Wahllokal 10,2% der Stimmen. Im Wahllokal 618 rund um das Flüchtlingsheim in Berlin-Hellersdorf gar auf 9,2 Prozent der Zweitstimmen bzw. 11,7 Prozent der Erststimmen. Im Wahlbezirk 601 kam sie bei den Zweitstimmen auf 10,4 Prozent, bei zwei weiteren auf 9,1 und 7,1 Prozent und erreichte mehr Stimmen als DIE GRÜNEN. Diese Stimmbezirke liegen um das im August eröffnete Flüchtlingsheim an der Carola-Neher-Straße in Hellersdorf. Dagegen hatte die NPD bereits seit Ende Juni Stimmung gemacht, nicht nur durch eine von ihr initiierte vorgebliche Bürgerinitiative auf Facebook, sondern auch durch mehrere Aufmärsche. Noch am Tag vor der Wahl hetzte NPD-Prominenz an der Riesaer/Mark-Twain-Straße, nur etwa 500 Meter vom Heim entfernt.
Hier propagierte die extreme Rechte und die NPD gegen Flüchtlinge, die vor Krieg und Verfolgung fliehen und offenbar viele “besorgte” Bürger_innen auf die rassistische Propaganda ansprang. Es ist davon auszugehen, dass die Mehrzahl der Stimmen für die NPD in diesen Stimmbezirken ein Protest der Bürger_innen gegen die bisherige Politik ist, der sich an der Ablehnung des Heims festgemacht hat. Das Thema “Asylpolitik” schürt in weiten Teilen der Gesellschaft immer noch Vorbehalte, Vorurteile und Ängste. 35 Prozent der Deutschen haben einer Umfrage zufolge “große oder sehr große Probleme” mit einem Asylbewerberheim in ihrer Nachbarschaft. Laut der Befragung des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap für den RBB ist der Wert in Westdeutschland (35 Prozent) und Ostdeutschland (37 Prozent) dabei nahezu gleich. Als Grund für ihre Meinung verwiesen 44 Prozent der Befragten, die größere Probleme mit einem Asylbewerberheim hätten, auf “erhöhte Kriminalität” oder “Unsicherheit”, 31 Prozent auf “Krach” und “Unruhe”. Zehn Prozent äußerten Sorge vor einem Wertverlust ihrer Immobilie. In Marzahn-Hellersdorf spielten sich seit August rund um die ehemals leerstehenden Schul-Gebäude Szenen ab, die denen von Rostock Lichtenhagen ähneln, wo vor fast genau 21 Jahren ein Mob aus Neo-Nazis und Anwohner_innen ein Asylbewerberheim in Brand steckte. Rassisten begrüßen die Neuankömmlinge mit Hitlergruß, Anwohner rufen vor laufender Kamera: “Wir sind das Volk, nicht ihr” in Richtung Notunterkunft. Auch in Rostock hat es so begonnen.

Mit Hitlergruß auf NPD-Kundgebung gegen das Flüchtlingsheim

Repression und Willkür
Sind existentielle Sorgen, Unsicherheit, Ablehnung in Verbindung mit einer propagierten “Gefahr vor Überfremdung” alleiniger Zündstoff für ein Aufblühen rassistischer Einstellungen gegenüber Migrant_innen und Flüchtlingen? Die Angst vor Kriminalitätsfurcht, vor hygienischen Missständen bringen rassistische Einstellungsmuster zutage, die von Politik und Presse geschürt wird. Denn mit Aussagen wie “Das Boot ist voll” und Reaktionen auf steigenden Asylbewerber_innen-Zahlen wie “alarmierend” bestätigt selbst Innenminister Friedrich die “Das Boot ist voll”-Mentalität und spricht von Asylmissbrauch und “asylfremden Gründen” (Presse-Erklärung).
Der Innenminister erweckt den Eindruck, es bestünde eine “Flüchtlingsflut”, und wir müssen in Alarmbereitschaft sein und uns gegen Asylmissbrauch wehren. Was auf der Strecke bleibt ist die Einhaltung der Menschenwürde, die mit dem Asylbewerberleistungsgesetz faktisch abgeschafft worden ist. Die Regelung zum Asylbewerberleistungsgesetz trat 1993 im Rahmen des Asylkompromisses in Kraft und legt fest, wie viel Geld einem politischen Flüchtling in Deutschland zusteht. Damals waren das 360 Deutsche Mark. Und daran hat sich trotz einer Preissteigerung von 30 Prozent seither nichts geändert. Der Lebensunterhalt eines Asylbewerbers liegt heute 40 Prozent unter dem eines Hartz-IV-Empfängers, 40 Prozent unter dem Existenzminimum. Was erreicht werden muss, ist eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Asylbewerber_innen. Arbeitsverbot, Residenzpflicht, Gutscheinsysteme und das Dublin-Abkommen sind einige wenige Repressionsmaßnahmen, die darauf abzielen, Menschen wenig Anreize für eine Flucht nach und einen Aufenthalt in Deutschland zu bieten. Die schwarz-gelbe Bundesregierung und etliche Bundesländer hielten und halten an den Regeln und den Argumenten fest. So heißt es im Innenministerium etwa: Das Aus für die Residenzpflicht komme nicht in Frage. “Diese ist zur Wahrung der Funktionsfähigkeit des Asylverfahrens beziehungsweise zur Erschwerung des Untertauchens weiterhin erforderlich.”

Politisches Versagen
Die Stimmzuwächse für die extreme Rechte in sogenannten sozialen Brennpunkten wie in Berlin-Hellersdorf sind auch ein Beleg für das Versagen der Politik, Menschen auf Flucht vor Krieg, Folter, Missbrauch und Terror zu helfen und zu unterstützen. In den 80er und 90er Jahren sagten Politiker wie der damalige CDU-Ministerpräsident Baden-Würtembergs Lothar Späth: Asylbewerber gehörten schon an der Grenze “abgeblockt”. Diese Blockade-Politik hat System und führte in den 90er Jahren zu etlichen Pogromen. Kai Weber sprach im Interview über das sogenannte „Asylbewerberleistungsgesetz“ von einer systematischen und politisch gewollten Art „Menschenwürde zweiter Klasse“ und fordert Perspektive auf Partizipation und Selbstbestimmung. Bekämpft werden muss “das Programm der Ausgrenzung von Flüchtlingen in Lagern, deren Funktion darin besteht, Flüchtlinge abzuschrecken und ihnen zu signalisieren, dass sie hier unerwünscht sind”.
In Berlin-Hellersdorf möchte der CDU-Kreisvorsitzender, Sozialsenator Mario Czaja, ein „Tag der offenen Tür“ im Hellersdorfer Heim organisieren. Das klingt mehr als hilflos und belegt, dass kein politisches Bemühen um eine Arbeits-, Wohn- und Lebensverbesserung für Asylsuchende gewünscht ist oder im Ansatz erkennbar ist.

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Punk-A-Platz-Bewohner_innen zeigen Zähne! /punk-a-platz-bewohner_innen-zeigen-zahne/ /punk-a-platz-bewohner_innen-zeigen-zahne/#comments Tue, 27 Aug 2013 14:02:25 +0000 /?p=5871 punkaplatzIn Oldenburg geht die Verdrängungspolitik weiter und wichtige Freiräume werden aufgrund städtischer Verwertungslogik zerstört. Dabei bieten Freiräume eine Möglichkeit, gemeinschaftliches Leben neu auszuhandeln und zu gestalten. Sie bieten einen Raum, um Widerstand zu organisieren. Freiräume ermöglichen einen Rahmen, uns kritisch mit gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen auseinander zu setzen und gemeinsam Wege zu suchen, diese zu überwinden. Im Sanierungskonzept muss die Wagenburg dem „Alten Stadthafen“ weichen und auf ein Gelände irgendwo am Ende der Welt ziehen. Einer ähnlichen Zukunft blickt auch der Punk-A-Platz auf der anderen Hunteseite entgegen. Zwar müssen sie statt einem Schicki-Wohnprojekt einer Industrieanlage weichen, die Konsequenz bleibt aber die Gleiche: Sie müssen weg. Bisherige Gespräche mit der Stadt verliefen unbefriedigend. Jetzt haben die Bewohner_innen die Schnauze voll:
Da seit über zwei Monaten kein Anruf, keine Mail oder sonstige Kontaktaufnahmeversuche seitens der Stadt bei uns landeten, haben wir beschlossen den kommenden Winter auf dem aktuellen Gelände zu bleiben!!!!
Ursprünglich sollten wir den Platz im September/Oktober für Baumaßnahmen räumen, aber da wir nicht kurzfristig ‘springen’ und eine gewisse Umzugvorbereitungszeit benötigen, werden wir frühestens im Frühjahr gehen (im Winter wird eh nicht gebaut!)! Wie es danach weiter gehen wird, wissen wir leider immer noch nicht!
Aktuelle Infos:
http://punkaplatz.wordpress.com/
Impressionen:

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Fahrlässige Tötung von Elefant “Mädi”? /fahrlassige-totung-von-elefant-madi/ /fahrlassige-totung-von-elefant-madi/#comments Tue, 23 Jul 2013 12:02:53 +0000 /?p=5401 Rene und Mädi

Screenshot: youtube

Das folgende Video zeigt René Renz, (Renz betreibt eine Alligatorfarm in Ockstadt, Hessen, seinem Bruder Daniel gehört der „Universalcircus Renz“), wie er im Wasser auf die sterbende 43 Jahre alten Elefantendame „Mädi“ herumspringt, sie immer wieder unter Wasser drückt. „Mädi“ versucht vergeblich, sich aufzurichten. Die Zuschauer_innen am Ufer lachen, johlen. „Mädi“ windet sich im Wasser, kämpft um ihr Leben, während René Renz Kopfsprünge von ihrem Körper aus macht. Schließlich liegt „Mädi“ regungslos im Wasser.

Die Zirkuselefantin soll auf die Reise geschickt worden sein, obwohl “Mädi” krank und stark geschwächt gewesen ist. Sie litt unter anderem an einer Rüssellähmung. Der Zirkus weist schon länger Mängel in der Tierhaltung auf. Im Zeitraum von Januar 2011 bis März 2012 sind in das von den Veterinärbehörden geführte Zirkuszentralregister 22 Ordnungsverfügungen und Verwarnungen wegen Mängel bei der Tierhaltung bei Zirkus Universal Renz eingetragen worden. Festgestellte Mängel waren u.a.:
Fehlende Ausläufe für die Tiger; kahle Hautveränderungen und schuppige Stellen bei Esel Benny; Vorderbeinlahmheit bei Hengst Silver; Mitführen von Tieren, die nicht in der Tierbestandsliste aufgeführt sind; Ausläufe für Kamele, Lamas, Esel und Pony zu klein; Haltung der Elefanten in stundenlanger Anbindehaltung; fehlendes Beschäftigungsmaterial für Elefanten, Lamas und Kamele; unbehandelte Bindehautentzündung bei einem Lama; wiederholt fehlende tierärztliche Dokumentationen für verschiedene Tiere; Haltung von Hunden an Ketten entgegen der Tierschutzhundeverordnung u.a. Immer wieder häuften sich Augenzeugenberichte, dass bei Zirkus Universal Renz ein oder mehrere kranke Tiger auftreten müssen.
(Wild-)Tiere im Zirkus dienen einzig und allein dem Zweck der Unterhaltung. Gängige Trainingspraktiken sind nicht etwa sanfte Dressurmethoden, sondern Tierquälerei. Wildtiere lassen sich nicht ohne Zwang und Gewalt dressieren. Sie tun es, weil ihr Wille im Vorfeld bereits mittels Gewalt gebrochen wurde und weil sie permanent befürchten müssen, bestraft zu werden. Die ständigen Begleiter von Wildtiertrainern im Zirkus sind nicht etwa Rucksäcke voller Belohnungshappen, sondern Geräte, um den Tieren Schmerzen zuzufügen. Tagtäglich wird die Rangordnung neu definiert und hierbei kommen zum Einsatz: der Elefantenhaken mit seiner metallenen Spitze (damit wird den Tieren in ihre empfindliche Haut gestochen, um ihnen Schmerzen zuzufügen), Peitschen, Knüppel oder Elektroschocker.
Neben der Zirkusfamilie gerät zunehmend auch das zuständige Veterinäramt Wetteraukreis in die Kritik. Vor der Ausreise von René Renz mit dem Elefanten nach Estland fand auf Druck von Tierschützern zwar Anfang Mai eine ergebnislose Kontrolle auf dem Gelände der Zirkusfamilie Renz in Friedberg statt, doch räumte das Landratsamt in einer Stellungnahme mittlerweile ein, den Kontrollbesuch telefonisch bei den Schaustellern angekündigt zu haben.
„Mädis“ Tod beschäftigt inzwischen die hessische Landespolitik. Die Grünen-Abgeordnete Ursula Hammann forderte in einer kleinen Anfrage an die Landesregierung Aufklärung über den Vorfall.
Marcus Stadler von den hessischen Grünen vermutet in der „Frankfurter Rundschau“, dass die Elefantendame trotz ihres schlechten Zustands mit der Reptilienschau von René Renz auf Tournee gehen musste, um einer Kontrolle beim Zirkus seines Bruders in Hessen zu entgehen.
Auch die Bundestierärztekammer fordert Verbot von Wildtieren im reisenden Zirkus.

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Rechte GefangenenHilfe /rechte-gefangenenhilfe/ /rechte-gefangenenhilfe/#comments Wed, 26 Jun 2013 12:17:22 +0000 /?p=5129 TN_290_1_freiheit_fuer_alle_nationalisten_1_Im Dezember 2012 wurde das Verbot gegen die „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V.“ (HNG) vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gerichtlich bestätigt(1). Die HNG war bis zu ihrem Verbot die größte neonazistische Gruppierung in Deutschland. Erklärtes Ziel war die Betreuung und Unterstützung von sogenannten “nationalen Gefangenen”.

Dabei ging es der HNG aber nicht etwa um eine Resozialisierung von Straftätern und deren Wiedereingliederung in die Gesellschaft, sondern um die Verfestigung einer beim Straftäter angelegten nationalsozialistischen Gesinnung. Durch systematische Relativierung des begangenen Unrechts sollte der Inhaftierte in seiner rechtsextremistischen Überzeugung und seinem Tun bestärkt und zur Begehung weiterer Straftaten motiviert werden. Die 1979 gegründete HNG veröffentlichte in einem monatlich erscheinenden Nachrichtenblatt Namen der Gefangenen. Die HNG tauchte zuletzt im Zuge der Haftentlassung des Neonazis Martin Wiese in den Medien auf. Wiese saß wegen eines geplanten Sprengstoffanschlags in Haft – auch er war von der HNG „betreut“ worden, genau wie beispielsweise der neonazistische Polizistenmörder Kay Diesner. Auch Holocaustleugner Horst Mahler oder Holocaustleugnerin und Rechtsanwältin Sylvia Stolz tauchen in den „Gefangenenlisten“ der HNG auf – genau wie Neonazis in den USA. An 1991 hatte Ursula Müller den Vorsitz über den „mitgliederstärksten Zusammenschluss deutscher Neonazis“ übernommen.

Nachfolgeorganisation
Das Gefangenen-Projekt „Gefangenenhilfe.info“ wurde als Plattform für verschiedene Initiativen ins Leben gerufen, „die sich um die Vorbeugung, Betreuung, Direkthilfe und Wiedereingliederung in unsere Gemeinschaft nach einer verbüßten Haftstrafe drehen.“
Das offizielle soziale Netzwerk der Organisation auf Facebook heißt „Gefangenenhilfe Freundeskreis“.
GefangenenHilfe ist die Nachfolgeorganisation der verbotenen HNG. „GefangenenHilfe“ ist ein in Schweden eingetragener, gemeinnütziger Verein mit einer Kontaktadresse aus Stockholm, Schweden, offenbar, um ein Verbot als Nachfolgeorganisation der HNG in Deutschland zu umgehen. Mit einem Seitenhieb auf die HNG-Verbot reagiert GefangenenHilfe.info mit einer „bis vor Kurzem“ fehlende bundesweit organisierte Gefangenenhilfe und erklärt: „Wir wollen da auf keinen Fall eine Struktur kopieren oder fortführen, sondern bauten eine VÖLLIG neue (Gefangenenhilfe) auf.”(2)
Die GefangenenHilfe.info hatte ihren ersten öffentlichen „Auftritt” beim Deutsche Stimme-Pressefest, also genauer gesagt am 11. August 2012.
GefangenenHilfe-JN-Kulturtag2013_2Die GefangenenHilfe beteiligte sich mit einem eigenen Infostand am „Südwestdeutschen Kulturtag der JN“ am 13. April 2013. Ziel sei es, „Verbindungen knüpfen, Projekte planen.“ An der Veranstaltung führte Thorsten Heise durchs Programm, Manfred Börm(3)hielt einen Vortrag über das Soldatentum, der nationale Buchautor Udo Walendy berichtete über die Zensurmaßnahmen des Staates, seinem „Knastaufenthalt“ und Rechtsstreit wegen seinem Buch „Freiheit für Deutschland“.

1965 gründete Walendy den „Verlag für Volkstum und Zeitgeschichtsforschung“, der 1999 auf Walendys Ehefrau übertragen wurde. Zeitweilig war er auch Landesvorsitzender der NPD Nordrhein-Westfalen.
Walendy veröffentlichte in seinem Verlag zahlreiche Werke, in denen die Kriegsschuld Deutschlands und der Holocaust bestritten werden, unter anderem „Starben wirklich sechs Millionen“ von Richard Harwood und „Der Jahrhundertbetrug“ von Arthur Butz, außerdem die Schriftenreihe „Historische Tatsachen“, die eine ähnliche Zielsetzung verfolgt.
Nachdem Walendy aufgrund eines Gerichtsurteils seinen Verlag und die Schriftenreihe nicht fortführen durfte, erschienen einige Ausgaben von „Historische Tatsachen“ bei „Vrij Historisch Onderzoek (VHO)“. Maßgeblich beteiligt an VHO war der Holocaustleugner Germar Rudolf.
Walendys Buch „Wahrheit für Deutschland“ kann als sein Hauptwerk betrachtet werden; auch dieser Text ist darauf abgestellt, die deutsche Kriegsschuld zu leugnen. Amazon führt dieses indizierte Buch im Online-Sortiment, hat aber einige Kommentare und Online-Rezensionen gelöscht, was Kunde Hubert Steinbrecher auf die geistige Barrikade bringt: „Ein ausgezeichnetes Buch, das jeder Deutsche unbedingt lesen sollte. Es ist keinesfalls volksverhetzend und wurde zu Unrecht indiziert(…)Mir jedenfalls reicht es, seit 50 Jahren tagtäglich in allen Medien die ewige Schuld Deutschlands aufs Brot gestrichen zu bekommen und an die Verpflichtung zur ewigen Wiedergutmachung auf allen Kanälen und in allen Presseprodukten erinnert zu werden. Und in allen diesen Medien der Zionisten wird ja so gern der Deutsche als der Hässliche, Böse, Unkultivierte dargestellt(…)“.
GefangenenHilfe-Seminar-Niedersachsen4    Am 27. April gab es in Niedersachsen ein Seminar. Im Rahmen der „Deutschland-Tour“ stellte „GefangenenHilfe“ Ziele und Aktionsformen vor. Am Abend trat der extrem rechte Liedermacher „Fylgien“ auf. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich Sebastian Döhring aus Berlin und tritt auch unter den Namen „Germanischer Geist“ auf. Dessen Album „Mein Glaube heißt Deutschland“ wurde 2011 unter anderem wegen Kriegsverherrlichung von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) indiziert. Zudem ist Sebastian Döhring Parteimitglied der NPD und kandidierte am 18. September 2011 für einen Sitz im Berliner Abgeordnetenhaus und beteiligte sich außerdem an der Schulhof-CD der NPD 2011.

Rechte Solidarität
Die langjährige Erfahrungen der HNG in der „Betreuung von Gefangenen und ihrer Angehöriger“ verschafft der Gefangenenhilfe Freundeskreis „einen guten Überblick darüber, wie wir am Effektivsten helfen können“. Für Spenden können unter anderem T-Shirts für „unseren Freund Wolle“ bestellt werden, gemeint ist Ralf Wohlleben, der mutmaßliche Unterstützer des NSU-Terrornetzwerks, der wegen Beihilfe zum Mord angeklagt ist, weil er der NSU eine Waffe besorgt haben soll. Das neue Netzwerk kann sich vieler Unterstützer_innen erfreuen, so z.B. Ralf Wohllebens Ehefrau oder auch andere Mitglieder der Thüringer NPD und des Freien Netzes in Thüringen. Ein weiter Unterstützer ist Oliver-Gerd Raninger, der sich auf der Facebook-Seite der „Gefangenenhilfe Freundeskreis“ im Soli-Shirt für Ralf Wohlleben präsentiert.
Screenshot-Facebook-vom-23.10.2012„Freiheit für Wolle“ steht auf dem T-Shirt, welches Oliver-Gerd Raninger aus Wolfenbüttel auf dem Foto  trägt. „Wolle“ – ehemaliger stellvertretender Landesvorsitzender der NPD in Thüringen – soll die Waffe vom Typ „Ceska“ besorgt und weitergeleitet haben, mit der der sogenannte „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) seine Morde beging.
Raninger zeigt nicht nur Sympathien für Rechtsterroristen, sondern ist auch selbst seit Jahren in der neonazistischen Szene aktiv. Er verfügt über gute Kontakte zu führenden Neonazis – insbesondere auch in den nordeuropäischen Ländern und ist einer der derjenigen, die hinter dem „Freundeskreis Gefangenenhilfe“ stehen, der derzeit die Solidaritätskampagne für Ralf Wohlleben organisiert. Raninger ist laut der Mitgliederzeitschrift „RK Report 2/2012“ vor kurzem in den „Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V.“ eingetreten und dort der „Reservisten Kameradschaft Braunschweigische Infanterie“ zugehörig. Mit dem Foto von ihm im Soli-Shirt wird vom „Freundeskreis Gefangenenhilfe“ für dessen Verkauf geworben. Der Erlös soll der Unterstützung von Ralf Wohlleben und seiner Familie dienen.
Und nicht nur für den NSU-Unterstützer zeigt Raninger offene Sympathie: Auf einem Foto aus seiner Wohnung ist zu sehen, dass dort an der Wand ein Bild vom Hitler Stellvertreter Rudolf Hess und daneben eins von Timothy McVeigh hängt.
Screenshot-google+-Fotoalbum-von-Oliver-Gerd-Raninger-vom-27McVeigh war verantwortlich für den Bombenanschlag am 19. April 1995 auf ein Regierungsgebäude in Oklahoma City (USA), bei dem 168 Menschen starben. Seine Ideen für den Anschlag soll Timothy McVeigh unter anderem aus den „Turner Tagebücher“ entnommen haben, jenem Roman voller rassistischer und antisemitischer Ideologie, in dem ein Geheimbund einen „Rassenkrieg“ mit Terroranschlägen führt. Die „Turner Tagebücher“, die von der Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Medien indiziert sind, zählen neben „Mein Kampf“ und dem „Mythos des 20. Jahrhunderts“ mit zur Lieblingslektüre von Oliver-Gerd Raninger. Er ist Mitglied und Anhänger zahlreicher neonazistischer Organisationen, zu denen er rege Kontakte pflegt. Neben der  „Hilfsgemeinschaft für Nationale Gefangene“ (HNG), auf deren Gefangenenliste er 2003 selbst stand, ist er Anhänger der „Artgemeinschaft“, besucht das „Thule-Seminar“ und interessiert sich für den „Freibund“(4) und den „Bund-Frankenland e.V.“

Schnauze voll
Im April hatten hessische Justizbehörden Hinweise auf ein rechtes Netzwerk in Gefängnissen. Im Zentrum der Ermittlungen stehe die Justizvollzugsanstalt Hünfeld. Es habe eine verschlüsselte Kommunikation in der Post gegeben, um Kontakt von hessischen Justizvollzugsanstalten in Gefängnisse anderer Bundesländer aufzunehmen. Hinweise auf ein Neonazi-Netzwerk, das bundesweit in deutschen Gefängnissen gespannt werden sollte, bestätigte Justizminister Jörg-Uwe Hahn. Demnach gab es Hinweise auf die versuchte Kontaktaufnahme mit dem Umfeld der rechten Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ – und auf einen direkt an die mutmaßliche NSU-Terroristin Beate Zschäpe adressierten Brief. Dabei gab es im Briefwechsel von Gefangenen bereits im Februar Hinweise darauf, dass Inhaftierte ein eigenes Netzwerk gründen wollen. Der Kasseler Neonazi Bernd Tödter(5) fühlte sich von den Gefangenenhilfsorganisationen seiner „Kameraden“ nicht mehr vertreten und beabsichtigte eine eigene gründen. Eine Bundesweite Organisation soll es sein, die bereits Vertretungen in diversen Haftanstalten hätte. So beschreibt er seine neue Organisation, die bald ein gemeinnütziger Verein werden soll. In einem Gefangengenbrief verkündet Bernd Tödter:  „Wir sind eine wilde Horde aus verschiedensten Clubs aus dem gesamtdeutschen Raum (mittlerweile auch darüber hinaus), die EINES gemeinsam haben – z. Zt. der staatlichen Willkür ausgesetzt, da ALLE (noch) in Haft sitzen.“ Man habe »die Schnauze voll« von Gefangenenhilfsorganisationen und daher am 20. April 2012 in der Justizvollzugsanstalt Hünfeld ein eigenes Projekt gegründet.
Offenbar gebe es Ansprechpartner in den JVAs Kassel, Fulda, Frankfurt, Leipzig, Dresden, Borna, Hamburg…

Extrem rechte Strukturen in Haftanstalten
Neonazis nutzen Gefängnisaufenthalte zur Verbreitung rechtsextremer Propaganda unter Mitgefangenen, zum Gewinnen neuer Anhänger sowie zum Prestigegewinn innerhalb der rechten Szene. Für Neonazis stellt das Gefängnis oft einen regelrechten Aktionsraum zur Selbstorganisation dar. Neonazis gründeten in der Jugendhaftanstalt Hameln die „Kerkerkameradschaft Hameln“. Einer der Kameraden war vor seiner Haft in militanten Nazikameradschaften in der Region Weserbergland organisiert und verhalf so seinen Mitgefangenen zum Einstieg in die rechte Szene. Im Gefängnisalltag seien die Kameraden und Gefangenen „unkompliziert, pflegeleicht“, sie übernähmen oft „Hilfsaufgaben“ und stünden bei größeren Revolten oft auf der Seite des Wachpersonals (6).
Die Zeitschrift „gefangenen info“ berichtet unter Berufung auf Gefangene von JVA-Bediensteten, „die das rechte Treiben passiv tolerieren und teilweise auch selbst rassistisch und reaktionär agieren“.
„In den letzten Jahren ist der braune Gedanke unter den Gefängniswärtern wieder populär geworden“, wird der Gefangene H. B. in „gefangenen info“ zitiert. Das junge, schlecht bezahlte und
perspektivlose Gefängnispersonal werde vornehmlich in den neuen Bundesländern, unter ehemaligen Soldaten und Afghanistan-Veteranen rekrutiert. H. B. spricht daher von einer „Wehrsportgruppe Strafvollzug“ (7).
Offenbar greift der Verfassungsschutz auch auf inhaftierte Neonazis als V-Leute zurück. So wurde im NSU-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages in der Sitzung vom 28. Februar 2013 deutlich, dass der wegen Mordversuchs verurteilten Neonazi Carsten Szczepanski als V-Mann des brandenburgischen Verfassungsschutzes in den 90er-Jahren im Gefängnis das Nazi-Fanzine „United Skins“ herausgab, um als Freigänger und nach seiner Haftentlassung als Quelle in der Nazi-Szene platziert zu werden.
„Der Knast wird oft zum Aufstiegssprungbrett. Es ist nicht übertrieben, von einer ‚neonazistischen Kaderschmiede‘ zu sprechen“, heißt es im Onlineportal „Netz-gegen-Nazis. Bekanntes Beispiel ist Sven Kahlin, ein damals 17-jähriger Angehöriger der Skinheadfront Dortmund-Dorstfeld, der 2006 den Punk Thomas „Schmuddel“ Schulz erstach. Kahlin wurde wegen Totschlags zu sieben Jahren Jugendhaft verurteilt, der Vorsitzende Richter schloss einen politischen Tathintergrund aus. Im Gefängnis wurde er von der „Hilfsorganisation für nationale Gefangene“ betreut und so in seiner rechten Überzeugung gefestigt. Nach seiner vorzeitigen Haftentlassung im Jahr 2010 wurde Kahlin in der rechten Szene als Held gefeiert. Als Redner auf einer Neonazidemonstration in Hamm trug er kurz nach seiner Haftentlassung ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Was sollten wir bereuen”.

Fazit: Aus der „stillen Hilfe für braune Kameraden“ ist ein Netzwerk geschaffen worden, dass die Nachfolge der HNG antritt und teilweise ungehindert der Justiz operieren kann. Merkwürdig ist bei diesen Fakten, dass weder der Verfassungsschutz noch der hessische Justizminister bis zum Bekanntwerden eines Artikels über das Nazi-Netzwerk im Knast gemerkt haben wollen, dass der militante Skinhead Bernd Tödter ein Nazi ist, obwohl er sowohl im Verfassungsschutzbericht wie auf der 129er-Liste des BKA mit NSU-Helfern steht und obwohl er während seiner Haftzeit vom BKA zu NSU-Kontakten vernommen wurde. Das zeigt erneut, dass trotz NSU-Debatte Verfassungsbehörden und Inlandsgeheimdienste entweder rein gar nichts dazu gelernt haben, oder sie verschleiern weiter die Probleme durch organisierte Nazistrukturen, nicht nur in Hessen. Es ist gefährlich, wenn sie heute wieder behaupten, jetzt gäbe es kein Nazi-Netzwerk mehr, weil sie wieder in ihr Nichtstun verfallen und Nazis ungestört operieren lassen.

Anmerkungen:
(1) http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2011/09/verbot_hng.html
(2) http://www.freies-netz-sued.net/index.php/2012/11/20/interview-mit-der-gefangenenhilfeinfo/
(3) Manfred Börm: NPD Gemeinderatskandidat in Handorf bei Lüneburg, ist einer der wichtigsten Neonaziaktivisten in Norddeutschland. 1979 war der gelernte Hochbautechniker gemeinsam mit anderen Aktivisten der so genannten Werwolf-Untergrundorganisation an einem bewaffneten Überfall auf einen NATO-Stützpunkt in Bergen-Hohne beteiligt. Wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung wurde Manfred Börm zu sieben Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Er initiierte u.a. auch den Bundesordnungsdienst, bei dem Börm selbst mitmischt.
(4) Der Freibund (rechtlich: Der Freibund – Bund Heimattreuer Jugend) ist ein deutscher Jugendverband mit etwa hundert jugendlichen und zweihundertfünfzig erwachsenen Mitgliedern, der der Neuen Rechten zugerechnet wird.
(5) Bernd Tödter, Jahrgang 1975, ist ein deutscher Neonazi. Tödter ist Gründer der Organisation „Sturm 18 Kassel – Kameradschaft Nordhessen“
(6) www.netz-gegen-nazis.de/artikel/nazis-im-knast-aktionsraum-und-kaderschmiede-7684
(7) www.gefangenen.info/index.php/archiv/65-gi-373–nazis-im-knast

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