PRAXIS DR. SHIPKE
“…und ihr seid scheiße” CD
(
https://www.facebook.com/shipke
)
Was gibt es für Gemeinsamkeiten zwischen der uns wohlvertrauten Pippi Langstrumpf und Sokrates? Diese Frage gehen die selbsternannten Spezialisten für durchgeknallten Punkrock nach und operieren ohne Betäubung am dahin siechenden Genre, während der behandelnde Dr. Toxbert Shipke in einer Art Zwiegespräch die philosophischen Ansätze von Rhabarberkompott und Hass auf Bullen erklärt. Dabei behindern bedenklich viele TIC-Störungen den Ablauf und die vielen Gedankensprünge erschweren sinnstiftende Zusammenhänge. Aber was will mensch in einer Praxis erwarten, in der sich seltsame Gestalten weiße Kittel mit selbstgemalten roten Kreuze überziehen und dabei aussehen wie Akteure aus der Rocky Horror Show. Zwischen Memory, Dadaismus und Betriebsanleitungen für Küchenmaschinen basteln und weben die Doktoren am Grundsatz, dass “Dada die Sonne ist. Dada ist das Ei. Dada ist die Polizei der Polizei” oder besser ausgedrückt “Zack Zack Kopf ab”. In einem besinnlichen Moment verfluchen die musikalischen Ärzte ohne Attesterlaubnis mit “Die schlesischen Weber” von Heine das Vaterland, ein Ort des Verderbens. Geradlinig, kaltschnäuzig und zielstrebig liefert PRAXIS DR. SHIPKE den ultimativen Stoff für den Frische-Kick aus dem Punkrock-Träume sind: Arbeit ist scheiße, und du auch! In der Shipke’schen Erlebniswelt werden Komik, Wahnsinn und Genialität zu einem rezeptfreien Medikament, das die Träumen-Fummeln-Abknallen-Nebenwirkungen verstärkt und den Pogo ritualisiert. Trotz dieser abgehobenen Tändeleien gibt es auch stille Oasen, in denen die Besinnung auf Ruhe, Erholung wichtig ist und die Hektik verbannt wird. “On/Off” kokettiert unplugged und leicht verständlich mit den Privatpatient_Innen, die sich auch mal blicken lassen sollen. Schließlich ist die PRAXIS DR. SHIPKE nicht nur für die Außenseiter_Innen, die sich mit eigenen Psychosen konfrontieren wollen, sondern für alle, die ein absurdes, bizarres Punktheater für normal halten. “…und ihr seid scheiße” wirkt nachhaltig wirklich rührend jung und hilflos, überzeugt durch unausgelichene, zerfahrene Vocals und clevere simple Akkordfolgen, die die Praxisarbeit von Punkrock zum Entertainment-Unternehmen weiter entwickelt.
Hinterlasse eine Antwort