STADTMANDAT #7

STADTMANDAT #7
80 DIN A 5 Seiten; €2.-
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Böller selbst hat nicht mehr mit der Fertigstellung des Printmediums STADTAMANDAT gerechnet, zu sehr war er eingebunden in Bachelorarbeit schreiben, Vereinsarbeit (“VfB für Alle”) und vermisste einfach auch das für den kreativen Kick und die eigene Motivation notwendige Feedback der Leser_innen. Doch wozu sind Semesterferien da. Böller hat sich zusammengerissen und die zum Teil nicht mehr aktuellen Texte veröffentlicht. Zunächst wirft Böller einen Blick zurück auf die Kommunalwahl 2011 in Oldenburg, die der NPD 2037 und 1, 14% einbrachte, mit der Folge, dass erstmalig seit vielen Jahren wieder ein NPD-Mitglied (Ulrich Eigenfeld) im Stadtrat vertreten ist. Böller versäumt es, die “Neonazi-Karriere” Eigenfelds aufzurollen und zu durchleuchten, beschränkt sich auf Informationen militanter Aktionen der vom NPD-Wahlergebnis beflügelten Kameradschaft Oldenburg (u.a Farbbeutelanschlag auf jüdischen Friedhof).Doch Oldenburg verfügt über eine starke präsente, konspirative Antifa-Bewegung, die regelmäßig die Ratssitzungen besucht, um Eigenfelds Reden lautstark zu stören, führt öffentliche Aktionen durch.
Einen Großteil des Zines macht der Schwerpunkt Literatur zur Oldenburg NS-Zeit aus (Oldenburg unterm Hakenkreuz) aus. Auf 21 Seiten werden Bücher zum Thema Rassismus, Euthanasie ,Zwangsarbeit, Antisemitismus rezensiert und vorgestellt. Der Fokus liegt auf die Täter der NS-Verbrechen und die angeblich schleichende Einflussnahme der NSDAP und ihrer Unterorganisationen auf das soziale, bildungspolitische, kulturelle Leben der Stadt, die ja früh eine der Hochburgen des Nationalsozialismus war. Daran knüpft der Rückblick auf die antirassistischen Aktionswochen dieser Tage an. Diese sind eng an der Oldenburger Fußballfanszene gekoppelt, aus der sich ein Arbeitskreis gebildet und im Ergebnis der Verein “VfB für Alle” gegründet hat. Leider ist die Homepage derzeit offline. Ich hoffe dennoch, dass sich die Fanszene Oldenburg auch weiterhin gegen Ausgrenzung und Rassismus engagiert. Im Rahmen der Aktionswochen fand auch eine Lesung mit Ronny Blaschke statt. Blaschke ist Herausgeber des Buches „Angriff von Rechtsaußen-wie Neonazis den Fußball mißbrauchen“, in diesem er rechte Rekrutierungsversuche beim Fußball aufzeigt.
Des Weiteren werden 2 Oldenburger Freiräume, Haus Friedensbruch und der PunkAPlatz, vorgestellt, die unter städtischen Repressionen zu leiden haben, aber auch auf öffentliche Unterstützung und Zustimmung aufbauen können. Im Zusammenhang mit staatlicher Repression folgt ein Interview mit der Oldenburger Rechtshilfe und einige Beispiel für Unterstützungsfälle.
Darüberhinaus widmet Böller auch dem kulturellen Angebot der Stadt mehrere Artikel. Werkstattfilm e.V. wird präsentiert. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die Aufarbeitung regionaler Film- und Mediengeschichte. Ein Blick auf die Leinwand riskiert Böller auf den Oldenburger Filmfesttagen 2001 und fängt kritische Stimmen aus dem Publikum ein. Kritisch und eher negativ fällt auch sein Urteil zum vegetarischen Catering Report in der Oberliga Niedersachsen aus. Außer Pommes in Backfischfrittierfett sieht es für Vegetarier_innen allerorten mager aus.  Kann  Musik politisch sein? TESTSIEGER, eine Electro-Trashband aus der Stadt, gibt Auskunft wie das Bandkonzept “Knüppelrummsbummbäng” sensibilisieren und anstoßen kann.
Gesamteindruck: Antirassistische und sozio-kulturelle Themen mit Bezug auf die Stadt Oldenburg bewirken im STADTMANDAT ein informatives Bildungsprogramm, das durch qualifizierte Berichterstattung überzeugt und Wert auf die Eigeninitiative legt, durch die Böller und Freunde Aktionen und Projekte vorantreiben und dadurch interkulturelles Lernen,
partnerschaftliche Zusammenarbeit und kreative Formen der Begegnung fördert.