JEALOUSY MOUNTAIN DUO
“No. 2″ LP
(
www.blunoise.de
/ALIVE)
Jens frickelt die Tonleiter rauf und runter, stimmt dabei seine Gitarre, zupft an den Saiten und es klingt trotzdem noch schräg, improvisiert und unfertig. Das ist beabsichtigt. Irgendwann entsteht aus dem wirren Gezupfe eine Melodie, die aber auch sofort wieder zerschrammelt wird und in Einzelheiten bzw. -töne zusammenfällt, um dann mit der “(E)ine (A)lte (D)umme (G)ans (H)at (E)ier”-Methode eine Grundstimmung herzustellen. Derweil wartet Jörg ungeduldig und zunehmend unruhiger auf seinen Kollegen, kibbelt hinterm Schlagzeug und haut in die Felle wie ein mutierter neurotischer Berserker mit ADHS. Immer dann, wenn der Taktstock härter geschlagen wird, erinnert sich auch Jens an den eigentlichen Auftrag, die Gitarre zu beherrschen und einen gemeinsamen Menüpunkt zu finden. Das klappt auch ohne Worte, der Anschlag und das Taktgefühl ist je nach Grundprinzip in Aufruhr oder besänftigend. Trotz des musikalischen Mosaiks entwickelt sich auch eine spezielle Faszination, eine hypnotische Wirkung, die sich bspw. bei “Lone Pixel in the bitmap” entfaltet, bis ich ins Nirwana-Schloss emporsteige. Halleluja, ich bin erleuchtet, fühle mich aber nicht gereinigt, sondern immer noch schmutzig. Es gibt auch kein Bindeglied zwischen Harmonie und Destruktivität, keine Straße mit Ausweg, nur den Anspruch, das Instrument zu spielen und herauszufinden, was man damit alles anstellen kann, mit dem Ziel Töne in eine universelle Wirklichkeit zu verwandeln. Meine Hände zittern, Latino Heaven, das beruhigt mein strapaziertes Nervenkostüm, wo ist der Jasmintee?